Die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte beteiligt sich seit 2019 an einem ungewöhnlichen Projekt: Im Rahmen der Global-2000- Initiative „Nationalparkgarten“ werden bestimmte Grünräume in den WBV-GPA-Projekten sich selbst überlassen und dürfen verwildern. Auch ökologische Reinigungsmittel und biologische Winterstreumittel wie etwa Mais- spindelgranulat kommen mehr und mehr zum Einsatz. Das Ziel ist die Versöhnung zwischen sozialem Wohnbau und Mutter Natur.
WOJCIECH CZAJA
Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen“, soll Albert Einstein gesagt haben. Genau dieser Kausalität widmet sich Markus Imhoofs Film „More than honey“, der 2012 in den Kinos angelaufen ist und auf eindringliche Weise klarmacht, welche fatalen Folgen das Bienensterben auf das globale Ökosystem hat: In besonders schadstoffreichen Industriegebieten in China sind die Bienen längst tot.
Im Frühling müssen die Pollen dort daher von Menschenhand bestäubt werden – mithilfe von Wattestäbchen. Die dystopischen Bilder gingen um die Welt und füllten wochenlang das internationale Feuilleton. „Soweit soll es in Europa gar nicht erst kommen“, sagt Dominik Linhard, Biologe und Projektkoordinator bei der NGO Global 2000.
„Daher müssen wir alles daran setzen, in den Städten und Ballungsräumen so viele wilde, naturnahe Biotope wie möglich zu erhalten. Die zu Tode kultivierten und chemisch durchgedüngten Parks und Privatgärten nämlich, die wir heute vielfach vorfinden, eignen sich kaum noch als Lebensraum für Insekten, Kleintiere und Vögel. Wir müssen dringend eine Alternative finden.“
Im Mai 2019 startete Global 2000 daher das Projekt „Nationalparkgärten“, an dem sich – als institutioneller Pionier von der ersten Stunde an – auch der gemeinnützige Bauträger WBV-GPA beteiligt.
Die Idee dahinter: Auf einvernehmlich definierten Grünflächen verpflichtet sich der Grundstückeigentümer beziehungsweise Betreiber dazu, auf chemische Stoffe wie etwa Dünger, chemisch-synthetische Pestizide oder industriell hergestellte Auftaustoffe, die ins Grundwasser gelangen können, gänzlich zu verzichten und den Grünraum fortan sich selbst zu überlassen – in der Regel ohne Düngung, ohne Rasenmähen und ohne Pflanzung exotischer, nicht lokaler beziehungsweise einheimischer Arten.
Ökologisch und biologisch
„Nachdem die WBV-GPA 1953 gegründet worden war, ist in der Favoritenstraße 235 unsere Pionierwohnhausanlage mit knapp 300 Wohnungen entstanden“, sagt Geschäftsführer Michael Gehbauer. „Und bis heute zeichnet sich die Siedlung durch einige Pioniere aus, die darüber nachgedacht haben, wie man unser Pionierprojekt auch in Zukunft sinnvoll und innovativ weiternutzen kann.
Gemeinsam mit den Mietern, mit dem Mietersprecher Herbert Floigl und unserem Hausverwalter Danijel Krajina entstand die Idee, sich an der Initiative von Global 2000 zu beteiligen und eine geordnete Wildnis im Garten zuzulassen. Das ist das perfekte Bottom-up-Projekt. Besser kann man sich Verantwortung und ziviles Engagement nicht vorstellen!“
Auch wenn zu Beginn, erzählt Gehbauer, einige Mieter angerufen hätten, um sich zu beschweren, dass schon lange nicht mehr rasengemäht worden sei, stoße das ungewöhnliche Projekt in der Zwischenzeit auf große Resonanz. Es wird weder gemäht noch gedüngt, und bei Schneefall und Glatteis wolle man neue Streumittel wie etwa Strohgranulat und Maisspindelgranulat, zur Verfügung gestellt von einem steirischen Bauern, ausprobieren.
Dem nicht genug: Mittlerweile hat die Hausverwaltung in der gesamten Wohnhausanlage auf ökologische und biologische Reinigungsmittel umgestellt.
Wertvoller Beitrag
Die Natur wird’s danken. Denn ganz gleich, ob Bienen, Käfer, Würmer oder sogar Kleintiere wie Mäuse, Hamster und Ziesel: „Viele Tiere befinden sich auf Wanderschaft und wollen ihr Revier – so wie die Menschen – sukzessive erweitern“, erklärt Nationalparkgarten-Initiator Linhard…