Die Mitgliedsunternehmen des größten deutschen Verbandes der Wohnungswirtschaft können aufgrund einer Rahmenvereinbarung seit einem Jahr Geschosswohnbauten quasi „aus dem Katalog“ bestellen. Die ersten Wohnungen aus dieser Initiative wurden dieses Frühjahr fertiggestellt. Bei der Freitag-Akademie der Wohnen Plus Akademie im April referierte Ingeborg Esser vom GdW Berlin über Motive und Resultate.
FRANZISKA LEEB
Angesichts drückender Wohnungsnot in vielen Städten Deutschlands wurde 2014 das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen gegründet. Bund, Länder, Kommunen sowie Wohnungs- und Bauwirtschaft setzten sich zum Ziel, Strategien für eine Intensivierung des Wohnungsbaus zu finden. Serielles- und modulares Bauen stand dabei im Fokus. Der GdW – Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. blickte zwecks Inspiration nach Schweden. Dort bietet der Schwesternverband SABO seit einigen Jahren das „Kombohus“ an – ein Typenhaus, das innerhalb eines Rahmenkonzepts für die Auftragsvergabe von den schwedischen Wohnungsunternehmen zum Festpreis geordert werden kann.
Im Sommer vergangenen Jahres wurde nun die deutsche Rahmenvereinbarung präsentiert. Vergaberechtlich sei es eine Herausforderung gewesen, das Projekt korrekt auf Schiene zu bringen, vor allem, um der Tatsache gerecht zu werden, dass 1.000 der rund 3.000 GdW-Verbandsmitglieder kommunale Wohnungsunternehmen sind, die europaweit ausschreiben müssen und nicht einfach ein Typenhaus aus dem Katalog bestellen können.
Im Zentrum des europaweit für die Produzenten im Team mit Architekten ausgelobten Teilnahme-Wettbewerbs mit anschließendem Verhandlungsverfahren stand die Entwicklung und Realisierung zukunftsfähiger Wohnkonzepte in serieller und modularer Bauweise, die für die jeweiligen Nutzungserfordernisse variabel adaptiert und an unterschiedliche Standortbedingungen angepasst werden können. Bewusst technologieoffen gehalten wurde ein unterkellertes Einzelgebäude mit 24 Wohneinheiten verschiedener Größe vorgegeben, wobei weitere drei Varianten mit bis zu sieben Vollgeschossen anzubieten und als Punkthaus, Zeile und Blockrand-Bebauung mit Ecke auszuarbeiten waren.
Trauma Plattenbau
„Der Plattenbau hat in Deutschland ein Trauma hinterlassen“, betont Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des GdW. Aus diesem Grund sei von vornherein klar gewesen, dass man hochqualitativen Wohnungsbau anbieten müsse, „sonst tun wir dem seriellen und modularen Bauen keinen Gefallen“.
Aus fünfzig Einreichungen wurden schließlich neun Bieter ausgewählt, mit denen eine Rahmenvereinbarung für fünf Jahre abgeschlossen wurde. Innerhalb dieser Zeit verpflichten sich die jeweiligen Unternehmen die Ge- bäude zu einem definierten stabilen Preis anzubieten, wobei der Baukostenindex hochgerechnet werden darf. Bei Abnahme größerer Mengen wurden Degressionseffekte vereinbart…