Die Modernisierung und Instandhaltung ihrer sehr umfangreichen Gebäudebestände sind die derzeit größten Kostentreiber der Wohnungswirtschaft – insbesondere unter den Vorzeichen drohender CO2-Bepreisung und verschärfter Klimaziele. Letztendlich soll in diesem Sektor bis 2050 komplette Klimaneutralität erreicht werden. Neben diesen externen Zwängen spielen bei der Planung diesbezüglicher Vorhaben eine Reihe weiterer Herausforderungen mit: ein wachsender Qualitätsanspruch und letztendlich auch der Erhalt der Bezahlbarkeit für die Bewohner nach Abschluss der zumeist umfänglichen Maßnahmen.
Ein wirtschaftlicher Spagat für viele Wohnungsunternehmen, insbesondere die, die immer enger werdende Märkte mit Sozialwohnungen versorgen müssen und demzufolge nicht alle entstehenden Kosten auf Mietzins und Mieter umlegen können.
Schwerpunkt: Energetische Ertüchtigung der Bestände
Mit 70 Prozent an Beständen aus den Jahren 1950 bis 1969 kennt Hessens größtes Wohnungsunternehmen, die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW), diese Problematik nur allzu gut. Seit 1990 wurden 31.426 Wohnungen energetisch modernisiert, davon 9.789 als Vollmodernisierung und 21.637 als Teilmodernisierung. Dies entspricht einem Modernisierungsanteil von rund 54,6 % am Bestand, der älter als 1990 ist.
„In 2020 wurden 464 Wohneinheiten vollmodernisiert, zuzüglich 283 Teilsanierungen. Für das laufende Jahr 2021 stehen Modernisierungsmaßnahmen an rund 1.000 Wohneinheiten auf dem Programm“, zählt Monika Fontaine-Kretschmer, NHW-Geschäftsführerin für den Bereich Technik, auf. Denn, so Fontaine- Kretschmer: „Wir müssen in einem für wohnungswirtschaftliche Verhältnisse äußerst engen Zeitfenster zahlreiche alte und energetisch schlecht aufgestellte Bestände ertüchtigen und fit für die Zukunft machen. Die üblichen Investitionszyklen greifen in der jetzigen Situation einfach nicht mehr.“
Bei den energetischen Ertüchtigungen der NHW immer im Fokus: die nachhaltige Entwicklung des Bestandes. Die Geschäftsführerin: „Gemäß unserer 2018 erarbeiteten Klimastrategie wollen wir dazu beitragen, das im Pariser Abkommen fixierte „Kleiner-Zwei-Grad-Ziel“ zu erreichen. Darüber hinaus wollen wir unseren gesamten Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral entwickeln. Die sukzessive Modernisierung unserer Bestände ist einer der wichtigsten Hebel zur Erreichung der Klimaziele. Dabei verfolgen wir nach Möglichkeit ganzheitliche Ansätze.“
Budgetabhängig steht bei Teilmodernisierungen in den meisten Fällen primär die energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle im Vordergrund – mit dem Fokus auf Fenster, Außenwand- sowie Keller- und Dachdämmung. Nur bei Strangsanierungen werden auch die Verbindungsleitungen zwischen einzelnen Wohnungen oder ganzen Gebäudekomplexen in Angriff genommen und erneuert…