Mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende wurde vor zwei Jahren ein zentraler Grundstein für die digitale Transformation der Energiewirtschaft gelegt – und damit auch für die Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft. Digitalisierung ist eine zentrale Voraussetzung für mehr Effizienz und Klimaschutz. Für eine optimierte Steuerung von Energieanlagen und mehr Verbrauchstransparenz. Und für die Integration erneuerbarer Energiequellen in die Gebäudeversorgung.
Doch wie steht es heute um die Umsetzung dieser Bestrebungen? Und über das Heute hinaus: Wie werden sich Big Data und KI zukünftig auf die Prozesse in der Wohnungswirtschaft auswirken? Wie lassen sich die Instrumente der Digitalisierung sinnvoll für mehr Transparenz und Energieeffizienz einsetzen?
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erstellte Barometer „Digitalisierung der Energiewende“ beleuchtet, wie weit wir auf dem Weg zu einer digitalen Energiewende schon gekommen sind. Das Fazit: Wir müssen Tempo aufnehmen. Ein Gutachten des WBGU (Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen) „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ wiederrum setzt den Fokus auf die Zusammenhänge zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bundesumweltministerin Svenja Schulze kommentiert: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck – sie sollte als Motor für mehr Nachhaltigkeit dienen. Die Digitalisierung birgt ein riesiges Potential für den Umweltschutz. Um dieses auszuschöpfen, braucht sie die richtigen Leitplanken: für den Zugang und den Schutz von Daten, für den Umgang mit und die Entsorgung von Rohstoffen, für das Schließen von Stoffkreisläufen.“
Die Digitalisierung der Energiewende ist ein großes Thema – auch in der Immobilienwirtschaft. Aktuelle Veröffentlichungen bestätigen diese Relevanz. ¬Herr Maiwaldt, welche Bedeutung hat die Digitalisierung im Hinblick auf das Erreichen der Klimaschutzziele im Gebäudesektor?
Jan-Christoph Maiwaldt: Das WBGU Gutachten bestätigt unsere Einschätzung: Wir glauben, dass die Digitalisierung einer der zentralen Erfolgsfaktoren im Klimaschutz sein wird. In Verbindung mit technologieoffenen Rahmenbedingungen werden wir einen maximalen CO2 Einsparungseffekt pro investiertem Klimaschutz-Euro erzielen.
Haben Sie ein Beispiel?
Konkret heißt das für uns als noventic group, Bewohnern und Bestandshaltern durch messtechnisch erreichte Transparenz einen bewussteren Umgang mit ihrem Zuhause zu vermitteln – damit sie sich selbst in die großen Fragen zu Klimawandel und Ressourceneffizienz aktiv einbringen können. Es heißt für uns am Ende auch die Machine-to-Machine-basierte Effizienzsteigerung bei der Energiebereitstellung. Dies schaffen wir nur mit den Werkzeugen der Digitalisierung. Mit unseren Tochterunternehmen haben wir uns auf diesen Weg gemacht. Unser erster Schritt ist die Schaffung einer Datenplattform und deren Vernetzung mit den vielteiligen Messpunkten in Gebäuden.
Und was sind die nächsten konkreten Schritte, die Sie auf diesem Weg zur noventic Plattformlösung gehen?
Laut dem Barometer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie steht der Plattformgedanke im Mittelpunkt des Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende. Das bestätigt unsere aktuellen Bemühungen: Unsere Plattformlösung kann über eine standardisierte Schnittstelle mit den Anwendungen unserer Kunden und Partner verbunden werden. Sie ermöglicht, die heute bekannten wohnungswirtschaftlichen Geschäftsmodelle in den Bereichen Verbrauchsdatenerfassung und Betriebskostenabrechnung zu digitalisieren. Zudem bietet sie die Chance, die Abrechnungsprozesse – etwa die des Submeterings – in die eigene Systemlandschaft zu integrieren. Damit machen sich unsere Kunden unsere in 60 Jahren KALO erworbene Expertise im Bereich der Verbrauchsdatenerfassung und -abrechnung zu eigen. Sie bekommen die Chance, sich wiederum bei ihren Kunden als vollintegrierter Servicedienstleister zu positionieren.
Was sollen sich Nutzer von der Zusammenführung und Sammlung von Gebäudedaten auf einer zentralen Plattform versprechen?
Mit der Verknüpfung von Mess- und Daten-Infrastrukturen mit unserer Plattformlösung, mit der spartenübergreifenden Aggregation von Gebäudedaten schaffen wir die Grundvoraussetzung für eine effiziente Vermeidung von Ressourcenverschwendung durch Anwendungen. Diese Maßnahmen im geringinvestiven Bereich – die Vernetzung von bereits Bestehendem – flankieren und sichern die Erfolge der hochinvestiven Klimaschutzmaßnahmen…