Die Transformation unserer unternehmerischen Prozesse steckt in vielen Branchen noch in den Kinderschuhen. Start-ups ploppen auf. Hypen mehr oder weniger neue teildigitalisierte Arbeitsschritte eines Prozesses als DAS tolle Geschäftsmodell, verschwinden aber auch plötzlich wieder vom Markt. Die Werbung wetteifert mit immer neuen Begrifflichkeiten. Die Folge: Digital wird immer unübersichtlicher. Und ich als Kunde werde immer unsicherer, stelle mir die Frage. Digital – was ist das eigentlich? Wohnungswirtschaft-heute Chefredakteur Gerd Warda im Gespräch mit Dr. Manfred Alflen, Vorstandsvorsitzender der Aareon AG.
Digital – was ist das eigentlich?
Dr. Manfred Alflen: Die Digitalisierung ist nicht vollkommen neu. Daten werden bereits seit Jahrzehnten digitalisiert verarbeitet. Aber die Veränderungsgeschwindigkeit hat extrem zugenommen und die Entwicklung von immer neuen innovativen Technologien schafft Potenziale, stellt uns jedoch auch vor neue Anforderungen. Allein, wenn man die Entwicklung des Kommunikationsverhaltens in der Gesellschaft betrachtet, ist hier in relativ kurzer Zeit ein einschneidender Wandel vonstattengegangen.
In der Konsequenz sieht sich die Wohnungswirtschaft mit einer Vielzahl von neuen digitalen Lösungen konfrontiert, die auch neue Wertschöpfungspotenziale bis hin zur Etablierung neuer Geschäftsmodelle bieten. Dazu zählen die Vernetzung der Stakeholder wie Wohnungsunternehmen, Mieter und Eigentümer, Geschäftspartner und zunehmend auch Gebäude. Die Anforderung besteht für Immobilienunternehmen darin, das eigene digitale Ökosystem unter Berücksichtigung der unternehmensstrategischen Ziele zu entwickeln. Da gibt es nicht die eine allgemeingültige Lösung.
Ich möchte mich ja nun nicht gegen das Digitale sperren. Aber ich möchte Sicherheit. Was tut ES mit mir, an meinem Arbeitsplatz? Oder anders gefragt. Wie nehmen wir im Unternehmen die Menschen im Transformationsprozess mit?
Dr. Manfred Alflen: Digitalisierung funktioniert nur mit den Menschen. Sie sind die Nutzer der digitalen Lösungen. Es reicht also nicht, nur an den technischen Wandel zu denken, sondern die Mitarbeiter müssen auf diesem Wege mitgenommen werden. Es gilt, Betroffene zu Beteiligten zu machen – zum Beispiel durch den Einsatz von neuen nutzerorientierten Methoden wie Design Thinking. Darüber hinaus sind Sensibilisierung, Transparenz und eine stete dialogorientierte Kommunikation mit den Mitarbeitern entscheidende Erfolgsfaktoren. Sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen und Konflikte gemeinsam zu lösen, beinhaltet immer auch die Chance für einen echten, konstruktiven Austausch. So kann man den Wandel im Unternehmen gemeinsam zielorientiert gestalten.
Und dann ist da noch die Frage: Ich habe Software A und B, komme damit nach Jahren endlich gut klar. Bin ich damit nicht ausreichend digital aufgestellt? (Wie kann ich das feststellen? Wie erarbeite ich eine Digitalstrategie für mein Unternehmen? Etc.)
Dr. Manfred Alflen: Die Digitalstrategie muss die Unternehmensstrategie unterstützen. Welche Ziele verfolge ich für die Zukunft? Im Hinblick darauf gilt es, die IT-Umgebung und Softwarearchitektur zu analysieren und zu prüfen. Herausforderungen, die sich dabei stellen, können zum Beispiel sein:
Meine ERP-Lösung ist State of the Art und ich möchte neue digitale Lösungen nutzen, finde mich aber in dem vielfältigen Angebot kaum noch zurecht. Dann ist es wichtig, zu priorisieren: Was möchte ich warum nutzen? Darüber hinaus gilt es, den Dienstleistungspartner zu prüfen: Möchte ich nach Möglichkeit ein Unternehmen als Ansprechpartner haben, das mir ein digitales Ökosystem aus einer Hand anbieten kann? Wenn ich von anderen Anbietern digitale Lösungen erwerbe, ist abgesehen von der Thematik des Ansprechpartners die Schnittstellenthematik zu beachten. Der einheitliche Datenzugriff und direkte Datentransfer müssen gewährleistet sein.
Mein Unternehmen nutzt eine Inhouse-Lösung, stößt aber in Bezug auf Datenspeicherung und Wartung an die Grenzen und möchte auf eine Software als Service aus einer privaten Cloud umsteigen.
Ich möchte neue digitale Lösungen an meine ERP-Lösung anbinden, aber diese entspricht nicht mehr den heutigen technologischen Anforderungen. Dann sollte der Wechsel auf ein neues modernes und nutzerfreundliches ERP-System in Erwägung gezogen werden, das mit neuen digitalen Lösungen verknüpft werden kann.
Bereits daran erkennt man, dass es sich lohnt, sich für die Entwicklung einer Digitalstrategie Zeit zu nehmen und gegebenenfalls auch auf externe Beratung zurückzugreifen. Schließlich baut man hiermit das Fundament für die Zukunft…